"Ich habe Durst nach Selbständigkeit, Identität und Würde." Ein Beitrag zur Exsikkoseprävention. Gewidmet Gerhard Koch, 1918-1995. Wasser und andere Flüssigkeiten nehmen wir in Gefäßen zu uns. Das ist auf den ersten Blick eine banale Aussage. Weniger banal für eine erfolgreiche Exsikkoseprävention ist jedoch, welcher Art die Trinkgefäße sind und in welcher Weise wir Flüssigkeiten zu uns nehmen. Ein Glas mit Grip zum besseren Festhalten und Sehen des Inhalts, kann für Personen mit eingeschränkten haptischen Fähigkeiten sinnvoll sein. Denken sie auch daran: Die Augen trinken mit. Wenn ich sehe, was ich zu mir nehme, nehme ich mehr wahr, kann deshalb auch besser prüfen, ob es gut für mich ist, diese oder jene Flüssigkeit zu trinken oder lieber nicht. Ein leichteres Glas ohne Grip und mit kleinem Durchmesser ist für Personen mit eingeschränkter Hand- und Armkraft eine Alternative. Gläser mit geringer Höhe erleichtern zusätzlich das selbständige Trinken. Noch leichter sind Plastikbecher, die jedoch nur dann zum Einsatz kommen sollten, wenn andere Trinkgefäße nicht mehr sicher abgestellt werden können. Personen mit Tremor oder Einschränkungen der Handgelenkbeweglichkeit, fällt das Trinken aus Gefäßen mit größeren Henkeln oft leichter. Auch hier gilt es, die Höhe und das Gewicht der Henkeltasse individuell zu bestimmen. Niedrige Henkelgefäße sind auch als Suppentassen und für die Aufnahme vieler anderer Speisen gut geeignet. Tassen mit Untertassen geben vielen Menschen ein Gefühl der Normalität und animieren deshalb zum genussvollen Trinken. Nur wenn objektive Gründe dem entgegenstehen, wie Tremor und andere sensorische Einschränkungen, können sie nicht genutzt werden. Wenn Patienten im Krankenhaus oder Bewohner im Pflegeheim eigenes Geschirr besitzen, spricht alles dafür, hiervon geeignetes auszuprobieren. Alle Trinkgefäße, die wir gewohnt sind und schätzten gelernt haben, erhöhen unsere Bereitschaft zu trinken. Besondere Situationen erfordern besondere Lösungen. Auch bettlägerige Patienten, welche keine Kraft mehr besitzen sich aufzurichten oder eine Glas zu halten, können oft noch selbständig trinken. Mit einem ca.150 cm langen Schlauch, der in eine Flasche gesteckt und Außen mit einer Sicherheitsschlaufe fixiert wird, können bettlägerige Personen oft noch selbständig Flüssigkeit aufnehmen. Der Schlauch sollte mit einem Pflasterstreifen oder einer Sicherheitsnadel an der Bettdecke so fixiert werden, dass der Patient ihn jederzeit erreichen kann. Mit dem Wissen um die Vielfalt und die kulturellen Details von Trinkgefäßen und dem Gespür für die Vorlieben, Gewohnheiten und Bedürfnisse ihrer Nutzer, können wir auf einfache Weise ganzheitliche Pflegepraxis um einen wertvollen Mosaikstein erweitern. So wird aus dem gedankenlosen Einschenken und Trinken, welcher dem Ausschank in gewöhnlichen Schenken gemein ist und den wir Trunk nennen, plötzlich ein Geschenk, der ein Trank ist. Ein Trank, welcher nicht nur den Körper, sondern auch die Seele beleben kann. Franz Koch, Pflegepädagoge, Trainer für systemische Pflege Im kostenpflichtigen i-care Proficlub finden Sie weitere Videos und Informationen und Arbeitsmaterial zum Download www.Pflegekino.de